Palmsonntag. Heute ist Palmsonntag, und wir stehen am Beginn der Karwoche. Wir erinnern uns an den Einzug Jesu in Jerusalem. Er kommt an den Ort, wo er leiden und sterben wird. Jesus ahnt, was ihm bevorsteht, und darum verabschiedet er sich von seinen Jüngern. Das Johannesevangelium erzählt sehr ausführlich von diesem Abschied. Jesus hält Reden, die mit der Fußwaschung bei seinen Jüngern beginnen und mit einem Gebet enden. Denn, so meinte Luther: „Auf eine gute Predigt gehört ein gutes Gebet.“[1] Der heutige Predigttext ist der Beginn dieses Gebets.
WeiterlesenMatthäus 26,36-46
Sonntag Reminiszere. Ich weiß gar nicht, ob mir die Geschichte von Jesus im Garten Gethsemane jemals so unmittelbar nahe gewesen ist wie in diesen Tagen. Seit zwei Wochen führt Russland einen Krieg gegen die Ukraine. Die Nachrichten und Bilder, die uns von dort erreichen, sind erschütternd. Wahrscheinlich könnte jeder von uns hier jetzt aus dem Stegreif sagen, was ihn oder sie besonders betroffen hat. Ich weiß aus Gesprächen, dass bei vielen Menschen jetzt Erinnerungen an Krieg und Flucht wieder hochkommen. Ich bin ein „Kriegsenkel“ (Sabine Bode) und erinnere mich nicht selbst an den Krieg. Trotzdem fühlt es sich manchmal so an, weil ich mich sehr lebhaft an die Geschichten meines Großvaters erinnere, der immer wieder vom Krieg erzählte, ja geradezu erzählen musste, um weiterleben zu können.
Weiterlesen1. Johannes 1,1-4
Erster Sonntag nach Weihnachten. „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ (Hermann Hesse, 1941) Diese Zeilen sind weithin bekannt und werden oft zitiert. Besonders dann, wenn etwas Altes zu Ende geht und etwas Neues beginnt. Über eine solche Schwelle treten wir in diesen Tagen, vom alten Jahr ins neue, von der Weihnachts- in die Epiphaniaszeit.
Weiterlesen1. Johannes 3,1-2
Erster Weihnachtstag. Weihnachten ist das Fest der Kinder. Nicht nur der kleinen, die mit leuchtenden Augen vor dem Christbaum sitzen und ihre Geschenke auspacken, sondern auch der großen Kinder. Wohl denen, die sich etwas Kindliches bewahrt haben in ihrem Leben, die besondere Offenheit der Kinder für Freude und Schmerz, für Glück und Trauer, für die große und weite Welt der Gefühle. Es passt darum gut, dass im Johannesevangelium und in den Johannesbriefen unser Verhältnis zu Gott im Bild des Kindes ausgedrückt wird.
WeiterlesenMicha 5,1-4a
Christvesper. Wir feiern Weihnachten. Die Musik und die Lesung der Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium haben das Fest eröffnet. Mir geht es so, wenn ich den Klang der altvertrauten Worte höre – „Es begab sich aber zu der Zeit“ –, dann öffnet sich in meiner Seele eine Tür für Weihnachten, für Erinnerungen, die ich seit Kindertagen mit dem Fest verbinde, für Bilder von Kerzenschein und Christbaum, für Heiligabende im Kreis der Familie. Mit den Worten „Bethlehem Efrata“ geht es vielen bestimmt genauso.
WeiterlesenPsalm 85
Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres. Der Psalm 85 lässt an zentraler Stelle einen Hilferuf erklingen: „Hilf uns, Gott, unser Heiland, und lass ab von deiner Ungnade über uns!“ Am Beginn dieser neuen Woche, mit Blick auf die gerade vergangene Woche fällt es mir leicht, in diesen Hilferuf einzustimmen: „Hilf uns, Gott, unser Heiland, und lass ab von deiner Ungnade über uns!“ Nach mehr als anderthalb Jahren ist die Pandemie immer noch nicht zu Ende. Jetzt steigen die Infektionszahlen wieder, und wir streiten uns gesellschaftlich um das Ob, Wie und Wann der Auffrischungsimpfungen, als stünden wir ganz am Anfang.
WeiterlesenJesaja 38,9-20
19. Sonntag nach Trinitatis. Der Wochenspruch lässt das Thema des heutigen Sonntags anklingen:
„Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen.“ (Jer 17,14) Es geht um Heil und Heilung. Es geht damit um das, wonach alle Welt sich sehnt. Hashtag ‚Healing‘: 29.563.740 Beiträge – Klick, abonniert. „Da wohnt ein Sehnen tief in uns“, und das Sehnen ist sehr groß. Heilung finden die meisten Menschen in unserer Gesellschaft bei Ärzten und Therapeutinnen, manche auch bei Heilpraktikerinnen und Handauflegern, andere in neuen Formen von Spiritualität und Religion.
WeiterlesenGenesis 11,1-9
Pfingstsonntag. Lukas erzählt in der Apostelgeschichte (Kapitel 2), wie der Heilige Geist die versammelte Gemeinde erfüllte. „Wie von Feuer“ sei der Geist gewesen. In lebendiges, warmes Rot war das Haus getaucht.
Wenn man heute Menschen auf der Straße fragen würde, warum Christinnen und Christen Pfingsten feiern, dann würde man nicht viel mehr als ein Fragezeichen ernten. An Weihnachten und Ostern geht es um Jesus, soviel ist klar.
Aber was ist und was tut dieser Heilige Geist?
WeiterlesenExodus 14,8-14.19-23.28-30
Ostersonntag. Als Maria Magdalena, Maria und Salome am Ostermorgen das leere Grab entdeckten, da entsetzten sie sich. Und als sie es verließen, da fürchteten sie sich. Wissen wir also, was wir tun, wenn wir einander frohe Ostern wünschen? Früh schon empfanden Bearbeiter den Schluss des Markusevangeliums offenbar als mangelhaft, denn sie ergänzten die acht Verse, die wir eben in der Schriftlesung gehört haben, um weitere Episoden aus dem Leben des Auferstandenen. Entsetzen und Furcht am leeren Grab sollten nicht das letzte Wort haben. Einerseits verstehe ich das. Wer will schon bei Furcht und Zittern stehenbleiben? Andererseits verlieren wir dadurch etwas vom Realismus der Ostergeschichte. Das Grab ist leer. Jesus von Nazareth ist auferstanden. Damit ist aber noch nicht alles gut. Die Frauen am Grab halten mit ihrer Furcht, mit ihrem Entsetzen einen Platz frei auch für unsere Furcht und für unser Entsetzen.
WeiterlesenHebräer 11,1-2(8-12); 12,1-3
Palmsonntag. Nein, nicht schon wieder! Dieser Gedanke durchfuhr mich wie ein Blitz, als sich am Dienstag der vergangenen Woche die Ergebnisse der Bund-Länder-Gespräche abzeichneten: An Ostern sollten auch dieses Jahr keine Gottesdienste stattfinden. Jedenfalls nicht in der gewohnten präsenten Form, mit echten Menschen gemeinsam in einem Kirchenraum. Mittlerweile ist die Politik zurückgerudert. Aufregung und Verwirrung waren groß. Am Ende haben wir selbst eine verantwortliche Entscheidung für Online-Gottesdienste getroffen. Vom Standpunkt des Corona-Schutzes ist das vernünftig. Und darum trage ich diese Entscheidung ja auch mit, keine Frage. Doch wir Menschen haben ja nicht nur vernünftige Anteile. Ich spüre, wie mir die Situation zunehmend Mühe bereitet.
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