Seit zehn Tagen lebe und arbeite ich nun ganz überwiegend zu Hause und gehe nur raus, um Lebensmittel oder andere dringend benötigte Waren einzukaufen. Einzige Ausnahme: Eine kleine Fahrradtour nach dem Mittagessen, bei der ich genau darauf achte, anderen Radlern und Fußgängern nicht zu nahe zu kommen. Der Sinn dieser Maßnahmen ist nach wie vor derselbe: Es geht jetzt darum, die Zahl der Neuinfektionen mit dem Corona-Virus möglichst gering zu halten und so die Epidemie mit diesem neuartigen Virus zu verlangsamen. Nur wenn das gelingt, bleibt auch die Zahl der schwer Erkrankten, die gleichzeitig auf Intensivstationen versorgt oder beatmet werden müssen, so gering, dass das Gesundheitssystem funktionsfähig bleibt.
Das Ziel ist also klar und lohnt unser aller entschiedenes Handeln. Dennoch melden sich bereits jetzt vereinzelt Stimmen, die eine baldige Rückkehr zum normalen sozialen Leben fordern, sei es aus wirtschaftlichen Gründen oder weil ganz einfach Ungeduld und Angst vor dem „Lagerkoller“ wachsen. Und natürlich wäre es wunderbar, wenn es einen Tag X gäbe, an dem alles vorbei und wieder „normal“ ist.
„Auferstehung an Ostern?“, fragt Lenz Jacobsen in der Online-Ausgabe der ZEIT und macht sogleich klar: „Die Sehnsucht nach einem festen Ablaufdatum der harten Corona-Maßnahmen ist verständlich, aber unerfüllbar.“ Denn die Pandemie ist noch lange nicht überwunden. „Wir stehen gerade am Anfang“, betont der Leiter des Robert Koch-Institutes, Robert Wieler (Stand: 26.03.2020).
Was das genau bedeutet, kann zum jetzigen Zeitpunkt wohl noch niemand genau sagen. Wir müssen also weiterhin mit einem hohen Maß an Ungewissheit leben, wie es mit dem öffentlichen und privaten Leben weitergeht.
Woran können wir uns in dieser Situation halten?
Paulus schreibt in seinem Brief an die Gemeinde in Rom:
„Wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden“ (Die Bibel, Römerbrief, Kap. 5).
Hinter diesen Worten steht die Erfahrung, dass Christus uns in den besonders herausfordernden und schwierigen Situation unseres Lebens, eben in „Bedrängnis“, in besonderer Weise nahe ist. Paulus selbst hat dies z.B. in seiner Gefangenschaft, aber auch angesichts von eigener Krankheit, so erfahren. Wer in solchen Situationen erfährt, dass er im Vertrauen auf Gott gehalten wird, der schöpft daraus Hoffnung. Und diese Hoffnung bewährt sich dahingehend, dass Menschen die schwierige und herausfordernde Situation bewältigen. Das meint Paulus, wenn er sagt, sie bewähren sich.
Ich erlebe es bei mir selbst im Moment so, dass Geduld und Hoffnung vor allem dann gestärkt werden, wenn ich mich auf die Quellen des Glaubens einlassen: auf das Lesen der Bibel, auf das Gebet und die Stille, in der ich Gottes Geist wirken lasse.
Das muss gar nicht lange sein, dafür aber regelmäßig, am besten täglich. Die kurzen Bibeltexte der Herrnhuter Losungen oder der Ökumenischen Bibellese reichen für den Anfang.
Bleiben wir geduldig und hoffnungsvoll. Im Moment können wir das paradoxerweise noch am besten bezeugen, indem wir zu Hause bleiben und so uns selbst und andere schützen. Unser eigenes Wohlergehen und das der anderen gehören zusammen. Das lehren uns diese Tage in besonderer Weise.
Bleiben Sie behütet!